Schachspieler zieht Burka an und gibt sich bei Turnier als Frau aus
Die Geschichte der Betrugsversuche beim Schach ist um eine kuriose Episode reicher. Im Frauenturnier der Offenen Meisterschaft von Kenia hat ein Mann versucht, unerkannt teilzunehmen und sich ein Stück vom Preisgeldkuchen abzuschneiden. Der Schwindel flog aber nach vier gespielten Runden (vier Siege) auf. Das meldet das Portal »Perlen vom Bodensee«
Der Student hatte sich offenbar unter dem Frauennamen »Millicent Awuor« angemeldet und – verhüllt von einem Ganzkörperumhang – teilgenommen. Dabei spielte »sie« sich in den ersten vier der neun Runden an die Tabellenspitze. Unter anderem besiegte »sie« die ehemalige kenianische Landesmeisterin und eine ugandische Nationalspielerin. Diese Erfolge sorgten für Verwunderung. Hinzu kam, dass nicht nur die vier Siege auffällig waren. Auch das Gebaren von Millicent Awuor erregte den Verdacht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen könne. »Sie sprach mit kaum jemandem, auch nicht mit ihren Gegnerinnen. Anstatt gemeinsam zu analysieren, zog sie sich nach jedem ihrer Gewinne aus dem Turniersaal zurück«, heißt es im Bericht der »Perlen vom Bodensee«.Zum Verhör gebeten
Nach den vier Erfolgen wurde »sie« zum Verhör in einen separaten Raum geführt. Dort fiel die Burka-Fassade und zum Vorschein kam ein bekannter Turnierspieler, ein Student. Der üppige erste Preis von 500.000 kenianischen Schilling für die Siegerin des Frauenwettbewerbs (etwa 3500 Euro) habe ihn veranlasst zu betrügen, sagte er. Es folgte die Disqualifikation, der Betrüger darf sich jetzt mit einem Disziplinarverfahren des kenianischen Schachverbands auseinandersetzen.Heinemann gewinnt
Wie lukrativ ein Sieg für den Studenten gewesen wäre, verdeutlicht ein Blick auf die Einkommensverhältnisse in Kenia: Das Preisgeld für die Siegerin des Frauenwettbewerbs entspricht etwa dem zweifachen durchschnittlichen Jahreseinkommen. Siegerin des Frauen-Turniers wurde übrigens die deutsche Nationalspielerin Josefine Heinemann, die alle ihre neun Partien erfolgreich gestaltete.
Bericht aus dem Main Echo von Günter Rüppel
Der Turniersaal. Foto: Chess Kenia